Die Vorliebe von Charles und Ray Eames für industrielle Fertigungsmethoden und dem Bereich der Technik entlehnte Materialien zeigte sich bereits in den Entwürfen für den Wettbewerb des Museum of Modern Art, New York, ‘Low-cost Furniture Design’ des Jahres 1948 (vgl. ‘La Chaise’ und ‘DAX’).
Nachdem die Idee einer organischen, d.h. körperangepaßten Sitzschale aus gepreßtem Stahl- oder Aluminiumblech verworfen und durch die Anwendung der Fiberglas-Technologie modifiziert worden war, bildeten Charles und Ray Eames die Form der S-Schale (Side-Chair) mit verschweißten Stahldrähten nach. Die Verwendung von Stahldraht ist sicherlich von Harry Bertoia beeinflußt worden, der als Bildhauer mit Metalldrähten und -rohren arbeitete und von 1943 bis 1946 im Büro Eames arbeitete.1952, also ein Jahr nach der Markteinführung des ‘DKR’, stellte Bertoia seinen von Knoll produzierten ‘Diamond Chair’ der Öffentlichkeit vor. In einem Prozeß zwischen Herman Miller und Knoll wurde die Urheberschaft des ersten aus Draht geformten Sitzmöbels Charles und Ray Eames zugesprochen.
Stahldraht hatte sich bereits für verschiedene Fußgestelle der Fiberglas-Schalensitze und für die Unterkonstruktion von Tischen bewährt.
Die filigrane Transparenz und optische Leichtigkeit, bei hoher Belastbarkeit, sollten nun auch auf die Schalenkonstruktion übertragen werden.
Nach Experimenten mit Dreiecks-Maschen entschied man sich schließlich für einen orthogonalen Aufbau und die Punktschweiß-Technik. Die freien Enden der Drähte wurden am Rand durch zwei stärkere Drähte eingefaßt. Dadurch konnten sowohl die Spitzen entschärft als auch die Schalenform stabilisiert werden. Diese technologische Innovation erlangte erstmals ein Patent für mechanische Lösungen im Möbelbereich.
Durch die Verwendung eines einzigen Materials für die Basis und den Sitz erhielt der ‘Wire Chair’, wie der ‘DKR’ auch genannt wird, ein ganzheitliches Aussehen, wurde aber, wie die Plastik-Schalen auch, mit unterschiedlichen Gestellvariationen angeboten; die bekannteste ist die ‘Eiffel-Tower Base’.
Der Sitzkomfort der starren Draht-Schale konnte durch ein- oder ab 1955 durch zweiteilige (Bikini-Version), abnehmbare, dünne Polsterauflagen zusätzlich verbessert werden. Damit ergab sich eine Fülle von individuellen, auch farblich differenzierten Kombinationsmöglichkeiten.
Bereits 1952 wurde der ‘Wire Chair’ mit dem ‘Trail Blazer Award’ der Home Fashions League der Vereinigten Staaten ausgezeichnet.
Seit 1958 wird der ‘Wire Chair’ auch von der Vitra AG, Basel, produziert und vertrieben. PD